Liegerad FAQ - oft gestellte Fragen

 

1. Fällt man damit nicht um ?

Offensichtlich fördert das ungewohnte Erscheinungsbild eines Liegerades ungewöhnliche Spekulationen über die Steuerbarkeit eines solchen Fahrzeuges. In der Tat verlangt das Liegerad Gewöhnung, das eine mehr (Flevobike), das andere weniger (ScooterBike). Hierbei hat sich aber herausgestellt, daß eher die Motivation als das Fahrzeug über den Erfolg der ersten Fahrten mit einem Liegerad entscheidet.

2. Wird man dabei nicht leicht übersehen ?

Betrachtet man die Abmessungen eines Liegerades samt Fahrer, mag sich im ersten Moment die Vermutung aufdrängen, daß das Liegerad auf Grund seiner geringeren Bauhöhe im Verkehr untergeht. Gleiches ließe sich von einem Ferrari auch behaupten, der ist sogar flacher als ein herkömmliches Liegerad! Betrachtet man das Verkehrsgeschehen genauer, wird klar, daß auch Farbe, Formgebung, Bewegungsverhalten und Sehgewohnheiten eine Rolle spielen.

Freilich haben auch infrastrukturelle Komponenten eine Bedeutung, hinter einem Haus sieht man auch keinen Lkw. In der Praxis hat sich oftmals bestätigt: Liegeräder werden nicht öfter übersehen als andere Radler. Dafür ist zum einen ihre Erscheinung verantwortlich, sie "verstößt" gegen die Sehgewohnheiten anderer Verkehrsteilnehmer und alarmiert so den Geist, der die Information vom Auge erhält. Auch wirken Liegeräder breiter, weil sie nicht so hoch sind wie andere Räder. Aus der Erfahrung heraus sind alle Liegeräder mit einer Sitzhöhe über 35 cm im Verkehr einsetzbar. Dabei spielt allerdings auch die Lehnenneigung eine große Rolle; letztendlich entscheidet die Augenhöhe.

3. Sieht man auf einem Liegerad überhaupt genug ?

Diese Frage ist zu unterteilen zwischen der Übersicht im Verkehr und auf Reisen/der Landstraße. Im Verkehr muß das Sichtverhalten umgestellt werden. Man kann nun nicht über den Verkehr hinwegsehen, sondern muß ihn selbst betrachten! Die wechselseitige Kommunikation mit dem Autofahrer via Augenkontakt wird angeregt. Sieht man in die Augen des Autofahrers, erkennt man, ob man gesehen wurde oder nicht. Den Verkehr kann man so gut durchblicken, statt Überblicken. Hinsichtlich des Umdrehens muß dem sportlichen Liegerad eine gewisse Benachteiligung angerechnet werden, jedoch läßt sich diese mit einem Rückspiegel kompensieren. Moderne City-Scooterkonzepte mit aufrechter Rückenlehne kennen diese Problematik nicht, hier kann man sich ungehindert umdrehen.

Spricht man von der Übersicht in der Natur, also beim Reisen auf der Landstraße, bietet das Liegerad erstklassigen Genuß, der auf dem normalen Rad unerreicht bleibt. Größter Vorteil hierbei ist die "Panorama-Blick Haltung" des Kopfes auf dem Liegerad. Beim herkömmlichen Rad stehen Naturgenuß und aerodynamische Haltung in einem Gegensatz, beim Liegerad bilden sie eine Einheit.

4. Ist das Liegerad nicht fürchterlich unhandlich ?

In kaum einem Punkt sind die Liegeräder untereinander so verschieden wie bei der Wendigkeit. Verallgemeinert kann gesagt werden, daß das Liegerad dem normalen Wendigkeitsbedarf Genüge tut. Erst wenn man sich via Bürgersteigkante hoch und runter schnell durch den Verkehr schlängeln will, gerät man an die Grenzen der meisten Liegeräder. Wer diesen Aspekt hoch bewertet, für den kommt ein kurzes Liegerad mit direkter Obenlenkung in Frage. Letztlich spielt natürlich auch die akrobatische Fähigkeit des Fahrers eine bedeutende Rolle. Hinsichtlich der Handlichkeit beim Tragen, etwa in den Keller, schneidet das kurze Liegerad mit Untenlenkung am Besten ab. Dennoch sind auch die anderen Liegeradtypen nicht so unhandlich, wie man meinen möchte. So manches verkleidete Liegerad paßt noch durch den Hausflur, wenn man es nicht für möglich hält.

5. Ist das nicht unbequem (speziell für die Nackenhaltung) ?

Gerade der Komfort ist der Hauptvorteil des Liegerades, trotzdem erscheint die Haltung auf den Liegern für viele auf den ersten Blick unbequem. Dies liegt wohl eher am ungewohnten Erscheinungsbild als an den Fakten. Schließlich ist das Liegen im Strandstuhl oder Fernsehsessel auch nicht unbequem, oder? Für Anfänger kann die Nackenhaltung anfangs bei längeren Touren Muskelkater hervorrufen. Nach einer Gewöhnungsphase haben sich die entsprechenden Muskeln ausgebildet, und jedwede Probleme gehören der Vergangenheit an. Ausschlaggebend für den Komfort sind natürlich die Federungen am Rad, außerdem die Sitzneigung, die Tretlagerhöhe sowie deren Verhältnis zueinander. Freilich ist die Gestaltung des Sitzes auch von Bedeutung. Allgemein gilt, Liegeräder haben auf Grund ihrer Sitzgröße, die das Gewicht großflächiger verteilt, bessere Voraussetzungen, auch auf lange Strecken komfortabel zu sein.

6. Sind Liegeräder wirklich schneller ?

Gegenüber normalen Fahrrädern ist dies der Fall, einzig extreme Rennräder (Zeitfahrmaschinen und Triatlonräder) reichen an die Schnelligkeit von HPVs heran. Die bessere Aerodynamik ist die Ursache. Liegeräder haben nicht unbedingt einen besseren Cw-Wert, können aber durch eine geringere Stirnfläche unter dem Strich schneller fahren. Dies gilt für unverkleidete Liegeräder, bei teil- oder vollverschalten Fahrzeugen verstärkt sich dieser Effekt. Denn zu den optimierten Stirnflächen kommen dann noch Cw-Werte, die unerreicht sind. So wundert es nicht, daß die schnellsten Muskelkraftfahrzeuge auf der Straße Liegeräder sind. Bei 110 Stundenkilometern liegt die Bestleistung.

7. Ist das überhaupt zugelassen ?

Eine rein deutsche Fragestellung, die sich einfach klären läßt. Liegeräder fallen in Hinsicht auf die StVZO und StVO unter die Rubrik Fahrräder. Deshalb müssen sie diesen Regelungen in der Ausstattung entsprechen. Im Verkehr unterliegen sie ebenfalls den Bestimmungen der Fahrradbenutzung. Zur Zeit gibt es keinen TšV oder eine ähnliche Institution, die eine verpflichtende technische Abnahme für Fahrräder durchführt oder durchführen darf.

8. Ist das gefährlich ?

In der Regel offenbart sich dieses Vorurteil in direktem Zusammenhang mit der Frage, ob "dieses" überhaupt zugelassen ist. Die Benutzung eines Liegerades im Verkehr verlangt ebenso viel (oder wenig) Mut wie die eines anderen Rades oder Autos. Routine und Vorsicht sind unersetzlich, will man - ungeachtet des gewählten Fahrzeuges - im Verkehr überleben. In Extremfällen, also bei Stürzen oder Unfällen, besticht das Liegerad durch seine Sicherheit, schließlich begann die Renaissance am Anfang der 70er Jahre auch aus den Bestrebungen, das Fahrrad sicherer zu gestalten. Ein Liegerad überschlägt beim Bremsen weit seltener, bei Stürzen fällt man auf das Gesäß statt auf den Kopf und bei Auffahrunfällen dienen die Beine und nicht der Kopf als Knautschzone.

9. Damit kommt man aber keinen Berg hinauf ?

Einer mag die Berge, und der Andere sieht sie nur als Übel. Gleiches gilt für die Radtypen. Fährt man nun mit dem Liegerad in die Berge, dann schlägt ein leicht erhöhtes Gesamtgewicht negativ zu Buche. Beim Liegerad ist eine etwas andere Bergtechnik verlangt. Der Wiegetritt kann nicht eingesetzt werden, also muß man kontinuierlicher mit hoher Trittfrequenz pedalieren. Weiterhin müssen sich die Beinmuskeln auf die andersartige Belastung beim Liegerad umstellen und anpassen. Dieser Prozeß dauert etwa 1000 Kilometer. Motivation und umgestellte Muskulatur lassen in den Bergen mit dem Liegerad mehr erreichen als landläufig gedacht.

10. Ein Liegerad kann nicht sprinten !?

Beim Sprinten handelt es sich um eine kurzfristige Extrembelastung. Auch hier verlangen die Muskeln mehr Akklimatisation verglichen zum einfachen Radeln in der Horizontalen. In den 30er Jahren fuhr der Franzose Francis Faure auf einem Mochet-Liegerad unter anderem einen Weltrekord über 4000 Meter und mußte sich im direkten Rennen gegen den amtierenden 1000-Meter-Champion Henri Lemoine (auf dem Rennrad) nur um 1/5 Sekunde geschlagen geben. Dies dokumentiert hinreichend, welches Potential im Sprint auch vom Liegerad zu erwarten ist. Vorausgesetzt, Fahrer und Fahrzeug sind zu einer Einheit geworden und perfekt aufeinander abgestimmt.

Gunnar Fehlau


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